Der Mensch hat das letzte Wort

Regress, Reha-Management und Unfall-Tendenz. Die BG ETEM setzt zunehmend auf die Unterstützung durch Künstliche Intelligenz. Entscheidungen treffen aber die Menschen vor dem Computer.

Für Dr. Johannes Hüdepohl liegt der Nutzen von Künstlicher Intelligenz (KI) auf der Hand: „KI kann Menschen bei ihren Entscheidungen unterstützen“, sagt der Leiter der Stabsstelle Controlling bei der BG ETEM. Daraus leitet er eine eindeutige Strategie ab: KI analysiert eine Vielzahl von Daten, die Menschen gar nicht bewältigen könnten. So entsteht für die Beschäftigten in den jeweiligen Fachabteilungen eine möglichst fundierte Entscheidungsgrundlage.

Damit hat die BG ETEM Erfolg. Seit Dezember 2019 setzt sie KI bei der Ermittlung potenzieller Regressfälle ein. Die Datenmodelle bewerten und markieren wöchentlich knapp 50.000 Unfälle nach bestimmten Kriterien. „Das wäre für Menschen gar nicht zu schaffen“, sagt Dr. Johannes Hüdepohl, „und begegnet so anfänglichen Bedenken, KI könne Arbeitsplätze in der Verwaltung überflüssig machen.“ Es sei im Gegenteil so, dass angesichts des Fachkräftemangels viele Aufgaben ohne die Unterstützung intelligenter Algorithmen künftig schwierig bis nicht mehr zu bewältigen wären.

Die Erfahrungen in Sachen Regress unterstreichen diese Einschätzung. Da die Beschäftigten dank der Vorarbeit der KI jetzt vor allem Fälle mit höherer Erfolgsaussicht bearbeiten, konnten die Einnahmen der BG ETEM in diesem Bereich gesteigert werden. „Und das kommt letztlich den Beitragszahlern zugute“, freut sich Hüdepohl.

RehaPlus

Die zweite produktive KI-Anwendung bei der BG ETEM ist 2021 unter dem Namen RehaPlus gestartet. Ihre Ergebnisse kommen Versicherten direkt zugute. Das Programm untersützt Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter bei der Entscheidung, ob Versicherte nach einen Arbeitsunfall in das Reha-Management aufgenommen werden. Bei schwereren Unfällen passiert das ohnehin. „Wenn aber erst im Verlauf des Heilungsprozesses Komplikationen auftreten“, so Johannes Hüdepohl, „ist vielleicht nicht von Anfang an offensichtlich, dass ein Reha-Manager oder eine Reha-Managerin nötig sind.“

Solche Fälle soll die KI durch den Abgleich von etwa 320 Merkmalen identifizieren. Das Ziel: Potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten fürs Reha-Management frühzeitig ermitteln und so ihre Heilungsaussichten verbessern. „Auf diese Weise leistet KI eine wertvolle Entscheidungshilfe gerade bei Grenzfällen“, so Hüdepohl.

Unfall-Tendenz

Als dritte KI-Entwicklung steht die Unfall-Tendenz in den Startlöchern Sie dient voraussichtlich ab dem Frühjahr 2023 dazu, die Prävention zu unterstützen. Ziel ist es, Betriebe mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für ein prospektives Unfallgeschehen KI-gestützt zu identifizieren, um so die Effizienz der Beratungs und Aufsichtstätigkeit zu stärken und das Unfallgeschehen zu reduzieren.

Strategie und Ethik

Johannes Hüdepohl weiß, das Künstliche Intelligenz bei manchen Menschen Unbehagen auslöst. Das reicht bis hin zur Angst vor einer übermächtigen Technik, die Menschen am Ende überlegen sein könnte. „Wir rücken daher menschliche und ethische Aspekte in den Mittelpunkt unseres Handelns.“ Die BG ETEM habe sich für ein System entschieden, dass die KI-Ergebnisse transparent und somit nachvollziehbar macht. Das trage dazu bei, dass die Kontrolle immer bei den handelnden Menschen verbleibe. „Und das ändert sich auch nicht dadurch, dass die Systeme stetig dazulernen“, versichert Hüdepohl.

Die Strategie geht offenbar auf. Umfragen unter den Anwenderinnen und Anwendern mit zunächst 70 Teilnehmenden in der Pilotphase und weiteren 300 im laufenden Betrieb ergaben hohe Zustimmungswerte. Nur wenige Befragte hätten Skepsis gegenüber der KI-Unterstützung geäußert..

„Die BG ETEM ist auch gerne bereit, ihr bisher erworbenes Wissen mit den Mitgliedern der SIGUV-Gemeinschaft zu teilen“, erklärt Dr. Johannes Hüdepohl. „Wir freuen uns auf den Austausch.“

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