BG ETEM setzt in der KI-Entwicklung immer wieder Maßstäbe
Das wird spannend! Die SIGUV-Gemeinschaft setzt auch 2025 weiter auf KI. Bereits im Januar startet die heiße Phase für ein Pilotprojekt mit der Unfallkasse Hessen. Dabei wird die KI-Anwendung RehaPlus der BG ETEM in die Branchensoftware Cusa integriert. Dr. Johannes Hüdepohl, der neue Leiter der Arbeitsgruppe „KI Community“ (KIC) bei der SIGUV, kündigt aber schon weitere Schritte an.
SIGUV gründet „KI Community“ für ihre Berufsgenossenschaften und Unfallkassen
Johannes Hüdepohl ist Leiter der Stabsstelle Controlling bei der BG ETEM. Und jetzt auch frisch bestellter Leiter der Arbeitsgruppe „KI Community“ (KIC) bei der SIGUV. Dass die Wahl für diese Position kürzlich auf ihn fiel, ist sicherlich kein Zufall. Denn er ist mit dafür verantwortlich, dass die BG ETEM weithin als Vorreiter bei der Implementierung von KI-Lösungen bei Unfallversicherungsträgern angesehen wird.
Wir haben deshalb mit ihm darüber gesprochen, wie es zu dieser Entwicklung kam und was als nächstes bei BG ETEM und SIGUV zu erwarten ist.
Wie aus Statistiken Prognosen wurden
„2009 habe ich mich das erste Mal gefragt, ob man die Daten, die wir zur Verfügung haben, um unsere Statistiken zu erstellen, nicht auch dazu nutzen könnte, um Prognosen für die Berufsgenossenschaft zu erhalten“, erläutert Dr. Hüdepohl. Seit 1993 bei der BG ETEM in der Abteilung Prävention beschäftigt, war der promovierte Chemiker unter anderem auch im Bereich Präventionsstatistik aktiv.
Zahllose Stunden voller Experimentierlust und Software-Coachings später und u. a. gemeinsam mit Frank Göller, der heute die Präventionsabteilung bei der BG ETEM leitet, entstanden nach und nach die ersten Modelle, die später in der KI-Anwendung „Unfalltendenz“ mündeten. Und der Einsatz spezieller Algorithmen in der Datenanalyse war in der Folge tatsächlich so erfolgreich, dass die „Unfalltendenz“ bis heute wie selbstverständlich der Berufsgenossenschaft hilft, Betriebe mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für voraussichtlich eintretende Arbeitsunfälle zu identifizieren.
Der Data Innovation Day brachte erste Entscheidungen
2015 wechselte Johannes Hüdepohl von der Abteilung Prävention in die Stabsstelle Controlling. „Da ich ja jetzt direkt an der Geschäftsführung angebunden war, habe ich die Gelegenheit genutzt, das Thema KI zu platzieren, denn das Potenzial zur Verbesserung unserer Prozesse zeichnete sich deutlich ab.“ Der Einsatz mündete - auch dank Unterstützung durch verschiedene „Ermöglicher“ - 2017 in einem „Data Innovation Day“. „Da haben wir uns zwei Tage wirklich von morgens bis abends eingeschlossen und am Ende mit den Experten der KI-Schmiede anacision GmbH dann drei potenzielle Anwendungsfälle benannt und priorisiert.“ Die Geschäftsführung der BG ETEM entschied sich für das Projekt, mithilfe der KI aussichtsreiche Regressfälle zu identifizieren.
Die daraus entstandene KI-Lösung „Regress“ erhielt prompt beim „19. eGovernment-Wettbewerb“ zur Digitalisierung und Modernisierung öffentlicher Aufgaben den ersten Preis in der Kategorie „Bestes Projekt zum Einsatz innovativer Technologien 2020“.
RehaPlus: KI-gestütztes Reha-Management im Einsatz
Das nächste Ziel lautete dann: Bei gemeldeten schweren Unfällen frühzeitig diejenigen erkennen, bei denen sich eine Rehaberaterin oder ein Rehaberater besonders intensiv und früh kümmern sollten und diese Fälle ins Reha-Management einsteuern. Die neue KI-Anwendung wurde „RehaPlus“ genannt und ist längst im Einsatz. Mit ihrer Hilfe kann Menschen in besonders schwierigen Situationen nach einem Unfall oft schneller und besser geholfen werden. Bei der Verleihung des „IVSS-Preises für gute Praxis Europa 2024“ wurde die SIGUV-Partnerin mit einem „Zertifikat mit Auszeichnung“ für RehaPlus ausgezeichnet.
KI hilft bei der Entscheidungsvorbereitung
Dass sich die BG ETEM auf all diesen Lorbeeren ausruhen würde, war nicht zu erwarten. Im Frühjahr 2024 ging bereits die nächste KI-Lösung „MuB Gewerbemeldungen“ an den Start. Sie wurde über zwei Jahre hinweg entwickelt und getestet. Ihr Ziel: Die manuelle Arbeit bei der Erfassung und Kategorisierung von Gewerbemeldungen zu verringern. „Und Anfang kommenden Jahres wird noch eine fünfte KI-Anwendung in Produktion gehen. Sie bietet Unterstützung bei der Codierung von Arbeitsunfällen“, erklärt Johannes Hüdepohl.
Die SIGUV-Gemeinschaft 2025: Generative KI im Visier
Im neuen Jahr, verrät Johannes Hüdepohl, sollen die bei der BG ETEM entwickelten KI-Anwendungen nach und nach zum Standard in der SIGUV-Gemeinschaft werden. Wie anfangs erwähnt, beginnt das Vorhaben mit der Integration von RehaPlus in die Branchenlösung Cusa RuL für die Unfallkasse Hessen. „Hier müssen wir schauen, dass wir die Modelle an deren Belange anpassen“, sagt er. Die Entwicklung weiterer KI-Lösungen steht auf der Agenda der SIGUV und ihrer Mitglieder. Inwieweit dabei generative KI eine Rolle spielen kann, soll zudem eingehend untersucht werden.
Für die BG ETEM, aber auch für die SIGUV wird 2025 im Hinblick auf den verstärkten Einsatz Künstlicher Intelligenz in der öffentlichen Verwaltung garantiert nicht nur ein spannendes, sondern auch ein ereignisreiches Jahr.
Manuel Amor (SMK)
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