Keine Angst vor dem Kollegen KI
Der technologische Fortschritt hat in den letzten Jahren an Tempo zugelegt. Deutlich wird dies am Beispiel Generativer Künstlicher Intelligenz (KI). Vor eineinhalb Jahren nur wenigen Fachleuten ein Begriff, werden Tools wie ChatGPT, Copilot oder Gemini heute von einer wachsenden Zahl an Menschen in Job und Freizeit genutzt.
So faszinierend die Möglichkeiten dieser Technologie sind – gerade die Einführung am Arbeitsplatz führt oft auch Unsicherheiten und Ängsten bei den Mitarbeitern mit sich. Diese Sorgen sollten nicht ignoriert werden, da sie einen erheblichen Einfluss auf die Akzeptanz und den Erfolg der Technologie in Unternehmen haben können.
Besonders die Geschwindigkeit, mit der KI in den Arbeitsalltag vordringt, überfordert viele Beschäftigte. Dies gilt vor allem in Branchen, die bisher nur wenig Kontakt mit digitaler Technologie hatten. Die Angst, eines Tages ersetzt zu werden, ist eine der größten Befürchtungen. Diese Sorge ist nicht unbegründet, wenn man bedenkt, dass Generative KI (GenAI) Aufgaben übernimmt, die bisher als sichere Domäne menschlicher Arbeit galten, wie etwa die Erstellung von Texten, die Analyse komplexer Datenmengen oder die Durchführung von Kundengesprächen.
Diese Unsicherheiten werden oft durch ein mangelndes Verständnis der Technologie verstärkt. Viele Mitarbeiter wissen nicht genau, wie KI funktioniert, was sie leisten kann und wo ihre Grenzen liegen. Diese Wissenslücke kann zu Misstrauen führen, insbesondere wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, dass Entscheidungen über den Einsatz von KI über ihre Köpfe hinweg getroffen werden.
Die Bedeutung von Transparenz und Kommunikation
Um diesen Ängsten zu begegnen, sollten Unternehmen transparent über die Einführung von Generativer KI sprechen. Führungskräfte müssen klar kommunizieren, welche Rolle die Technologie im Unternehmen spielen wird und wie sie die Arbeitsprozesse verändern könnte. Es ist wichtig, den Beschäftigten zu vermitteln, dass GenAI dazu da ist, sie zu unterstützen und ihre Arbeit effizienter zu gestalten, nicht sie zu ersetzen. Ein offener Dialog kann hier Vertrauen schaffen und das Gefühl geben, in den Veränderungsprozess eingebunden zu sein.
Ein weiterer wichtiger Schritt, um die Ängste der Mitarbeiter abzubauen, sind Schulungen und Weiterbildungen. Diese sollten nicht nur technische Fähigkeiten vermitteln, sondern auch die Vorteile von GenAI für den individuellen Arbeitsplatz hervorheben. Mitarbeiter, die verstehen, wie die Technologie ihnen helfen kann, ihre Arbeit besser und effizienter zu erledigen, werden diese eher akzeptieren. Schulungen bieten auch die Gelegenheit, mit GenAI zu experimentieren und die Technologie in einem sicheren Rahmen kennenzulernen. Dies kann helfen, Berührungsängste abzubauen und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten im Umgang mit der neuen Technologie zu stärken.
Ein Ansatz, der sich in der Praxis bewährt hat, ist die Betrachtung von KI als Teammitglied. Anstatt die Technologie als Konkurrenz oder Bedrohung zu sehen, sollten Mitarbeiter ermutigt werden, mit GenAI zu interagieren – so als ob sie mit einem neuen Kollegen sprechen würden. Diese Perspektive kann helfen, die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine zu verbessern und die Technologie als nützlichen Partner zu akzeptieren.
Die Rolle der Führungskräfte
GenAI kann beispielsweise repetitive Aufgaben übernehmen, die sonst viel Zeit und Mühe kosten würden. Dadurch bleibt den Mitarbeitern mehr Zeit für anspruchsvollere Tätigkeiten, die menschliche Kreativität und Problemlösungsfähigkeiten erfordern. Dieser Ansatz fördert nicht nur die Akzeptanz von GenAI, sondern auch die Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeiter.
Führungskräfte spielen eine zentrale Rolle bei der Integration von GenAI in den Arbeitsalltag. Sie müssen nicht nur die technologischen Voraussetzungen schaffen, sondern auch ein Umfeld fördern, in dem Innovation und technologische Veränderungen positiv aufgenommen werden. Dazu gehört es, ein Vorbild zu sein und selbst aktiv mit der Technologie zu arbeiten, um ihre Vorteile zu demonstrieren.
Sie sollten auch darauf achten, dass die Einführung von GenAI in einem Tempo erfolgt, das die Mitarbeiter mittragen können. Überstürzte Implementierungen, bei denen die Belegschaft nicht ausreichend vorbereitet ist, können zu Widerstand und Ablehnung führen. Ein schrittweiser Ansatz, bei dem die Mitarbeiter nach und nach an die Technologie herangeführt werden, kann hingegen die Akzeptanz fördern.
(Artikel aus Softwerker Vol 24 Codecentric, S. 70- 80)
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